Berlins Freie Kunst- und Kulturszene in Gefahr.
Drastisch Einschnitte bedrohen die Existenz der Kulturraum Berlin gGmbH – und mit ihr das Arbeitsraumprogramm
Mit der am 19. November 2024 bekannt gewordenen Kürzungsliste des Berliner Koalitionsausschusses droht der plötzliche und irreversible Verlust eines zentralen Pfeilers der kreativen Infrastruktur: Die Kulturraum Berlin gGmbH, seit 2020 operative Trägerin des Arbeitsraumprogramms, soll ohne Vorwarnung abgeschafft werden. Eine 50%ige Kürzung des Haushaltstitels für Arbeitsräume ist überproportional gegenüber den angekündigten 10 % Kürzungen und macht das Arbeitsraumprogramm faktisch unfinanzierbar. Ebenso steht unsere Trägerin, die Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, vor dem Aus.
Es drohen katastrophale Folgen für die Berliner Kulturlandschaft:
- 3.000 Künstler*innen aus den Sparten Bildenden Kunst, Darstellende Künste, Tanz, Musik und Literatur verlieren ihre Arbeits- und Projekträume
- Rund 100 weitere geplante Arbeitsräume in Proberaumzentren in Lichtenberg, Mitte, Neukölln und Reinickendorf stehen vor dem Aus
- Landeseigene Flächen stehen vor dem Verlust ihrer kulturellen Bestimmung und mehrere Millionen Euro an Investitionen für künstlerische Nutzung wären vergeblich erfolgt, Steuergelder somit verschwendet
- 605 m² Kulturfläche am gerettet geglaubten Standort Uferhallen stehen auf dem Spiel
- Regressforderungen in unkalkulierbarer Höhe durch Kündigung von Miet- und Dienstleistungsverträgen
- Unzählige Kooperationen mit Proberaumanbieter*innen und gemeinwohlorientierten Immobilieneigentümer*innen drohen zu zerbrechen, angespannte Lage für Künstler*innen wird verschärft
- 22 Arbeitsplätze bei der Kulturraum Berlin gGmbH sind bedroht
Die Kulturraum Berlin gGmbH ist eine Schlüsselorganisation, die seit Jahren die Bereitstellung erschwinglicher Arbeitsräume für Künstler*innen aller Sparten gewährleistet. Es ist von entscheidender politischer Bedeutung, die geplanten Kürzungen zu korrigieren. Die Kulturraum Berlin gGmbH und das Arbeitsraumprogramm sind unverzichtbarer Bestandteil der vielfältigen und lebendigen Berliner Kulturszene und ein zentraler Pfeiler strategischer Raumpolitik. Berlin muss sich zu seiner Verantwortung bekennen, die kulturelle Infrastruktur zu schützen, anstatt sie finanzieller Kurzsichtigkeit zu opfern. Die Zeit zum Handeln ist jetzt – unwiderruflicher Schaden für den Kulturstandort Berlin muss abgewendet werden!
Dirk Förster (Geschäftsführung) gibt der Empörung im ganzen Team Ausdruck: “Dieses Kahlschlagszenario ist eine Kampfansage an die Freie Szene und damit an die gesamte Berliner Kulturlandschaft. Wir appellieren daher an alle politisch Verantwortlichen, die Kürzungen abzuwenden. Die räumliche Verdrängung von Künstler*innen ist seit Jahren akut und die Preise am Immobilienmarkt steigen kontinuierlich. Dass weder Alternativen geprüft noch mit den betroffenen Künstler*innen und unserem Expert*innen-Team mögliche Szenarien diskutiert wurden, ist ein fatales politisches Signal. Die aktuelle, unabhängige Evaluation durch PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH belegt die außerordentlich gute Arbeit, die die die Kulturraum Berlin gGmbH seit ihrer Gründung im Jahr 2020 geleistet hat und zeigt das große Potential ihrer Weiterentwicklung auf. Jetzt auf den Stand von 2019 zurückzugehen und das Arbeitsraumprogramm zu halbieren, ist kurzsichtig. Den kleinen kurzfristigen Einsparungen im Jahr 2025 werden erhebliche Mehrkosten und unwiederbringliche Infrastrukturverluste in den Folgenjahren gegenüberstehen. Diese Politik schadet Berlin und gefährdet das einzigartige Profil der Stadt als führendes Zentrum einer lebendigen und vielfältigen Kunst- und Kulturszene mit globaler Ausstrahlung. Berlin verliert damit seine kreative ‚Schwerindustrie‘, die der Stadt ihre weltweite Anziehungskraft verleiht.”
Hinzu kommt die geplante Auflösung der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, die über Jahre eine kritische Infrastruktur für den gesamten Kulturbetrieb aufgebaut und bereitgestellt hat. Sie agiert nicht nur als Trägerin der Kulturraum Berlin gGmbH, sondern übernimmt auch essenzielle Dienstleistungen wie Finanzbuchhaltung, Personalverwaltung und Controlling für die gGmbH. Mit ihr verbinden uns gemeinsame Werte und eine tägliche, sehr effiziente und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Würde die Dach-Funktion der Stiftung ausfallen, hätte das erhebliche strukturelle Verwerfungen und Mehrkosten für die KRB zur Folge.